Reise

Ist das jetzt schon der Berg? … Australien Part II

Eine Woche hatte ich Zeit, um zu verschnaufen und Ihr konntet Eure Neugier so richtig schön aufbauen. Fragen wie „Fabrizierten sie noch eigenes Roadkill?“, „Wie verlief die Opalsuche?“ und „Passierten sie doch noch ein weiteres Mal Quorn, die Hauptstadt der Eisenbahnen?“ erwarte ich nun in Euren Köpfen und ich werde versuchen, sie alle zu beantworten. Fangen wir mit der letzten an.

Die Antwort ist: Nein, das taten sie nicht. Zum Glück, nehme ich an. Aber nach Port Augusta kamen wir ein zweites Mal und taten dort „aussie“mäßige Dinge. Wir kauften im Woolworths ein, besuchten das Outback- Centre und hatten, nachdem immerhin einer von uns im stark gechlorten Pool geplantscht hatte , ein öchtes BBQ. Das ist übrigens eine super Sache, die unbedingt Erwähnung verdient. Es gibt eigentlich überall (selbst in großen Städten, im Park!) mit Gasflaschen betriebene BBQ- Automaten, also quasi große Grillflächen, die man nur einschalten muss und dann Fleisch, Gemüse oder ähnliches darauf brutzeln kann. Oder man stellt ein Töpfchen drauf und kocht sich was Schönes. Was ich daran besonders toll finde ist, dass diese Teile meistens gratis sind, oder nur ein, zwei Dollar kosten. Man muss sich also nicht mit einem rostigen Grill in den Park quälen oder mit einem dieser Einweggeräte abmühen, sondern man stellt sich ganz gemütlich hin und bereitet das Essen zu. It’s that easy.

Bilder zum Vegrößern einfach Anklicken. Es lohnt.

Nun ja, von Port Augusta ging es dann den Stewart Highway nach Norden; eigentlich in einem Schwapp nach Coober Pedy. Das sind ja auch nur schlappe 540 km, also quasi von Berlin nach München, so fast. Und das bei schlanken 110 km/h. Jaha, man möchte zwar meinen, dass bei dem regen Verkehr dort richtig losgebrettert werden kann, aber wem das eigene Leben und das der verehrten Mitreisenden was bedeutet, der zuckelt und ruckelt teilweise über die weiten Flächen und kann dabei so richtig viel von alledem in sich aufnehmen, was er sieht- von all dem Nichts um sich herum.

Aber back to Coober. Wusstet Ihr, dass Coober Pedy von kupa piti kommt, dem Aboriginal Begriff für „weißer Mann im Loch“? Wer sich bei Wikipedia vorher schlau gemacht hat, der mag zustimmen, ich wusste es vor meinem Aufenthalt dort aber nicht. Treffend ist diese Bezeichnung jedoch wirklich, denn wenn man nur in die entfernte Nähe (schätzen wir mal 50 km vorher, von beiden Seiten) von diesem Städtlein kommt, reihen sich Maulwurfshügel noch und nöcher aneinander, kleine und größere. Neben einem jedem Häuflein befindet sich ein tiefes Loch, in das man besser nicht hineinplumpst; aber viel wichtiger noch, in jedem Löchlein befinden sich, oder in einigen davon, herrliche, glitzernde Opale. Mjami. Bevor wir uns selber jedoch auf die hoffnungsvolle Suche nach diesen Steinchen machten, bezogen wir zuerst unser Camp für die nächsten zwei Jahre…äh…Tage natürlich. Nächte, um es auf den Punkt zu bringen.
Wir zogen ins Underground- Camp, was ein bisschen gruselig aussehen und klingen mag, aber wirklich lauschig war. Und auch sehr laut des Nächtens, denn die entferntesten Schritte klangen, als passierten sie direkt neben meinem Kopf. Man schläft dort jedenfalls in einem großen Schacht, mit Gängen und einigen Einbuchtungen, in denen man das Zelt errichtet, das eigentlich nur aus Privatsphäregründen dort steht. Ansonsten ist es nämlich da drin gut temperiert, fliegenfrei und dunkel. Herrlich also zum Schlafen.

Nach dieser ersten, erholsamen Nacht (bis auf den Lääärm…) gingen Schwesti, Papi und ich, bewaffnet mit etwas Wasser, Sonnencreme und einem profimäßigen 14$-Hämmerchen, auf die gefährliche Opalsuche. Das „Public- Noodlingfield“ (als noodlen bezeichnet man das Opalebuddeln) war für die nächsten Stunden unser Heim; wobei die ersten 120 Minuten die pure Plackerei waren- vielversprechende Steine wurden kurzerhands zerschlagen und meistens weggeworfen; das ging ewig so und ich hätte fast aufgegeben, wären da nicht…Ja, wären da nicht diese zwei bärtigen Australier gewesen, die ebenjene funkelnde Steinchen in der Hand hielten, nach denen wir zu diesem Zeitpunkt noch lechzten. Und kaum hatten wir den empfohlenen Buddelplatz erreicht, da stachen uns hunderte von Edelsteinsplittern in die Augen, wir krochen wie besessen auf dem Boden herum und sammelten alles ein, was uns unter die Finger kam. Herrlich war das! Aber ich muss gleich sagen, dass all die Teile, die wir mitgenommen haben, nichts wert sind, jedenfalls was den materiellen Wert betrifft; für mich sind die bunt glitzernden Steinchen einfach wunderhübsch und ein nettes Andenken an diesen sehr schönen Tag, mitten in der australischen Hitze mit meinen beiden Lieben.

So, genug geschmalzt, fahren wir- nach einer weiteren, lauten Nacht im Untergrund- ein Stück weiter, zu den so genannten Breakaways. Eine unbeschreibliche, weite Landschaft in knalligen Farben ist das, die schon einigen Filmen Kulisse stand. Da wäre Mad Max, und natürlich Priscilla- Queen of the Desert, ein sehenswerter Film, in dem unsere Route (Adelaide nach Alice Springs) teilweise abgefahren wird. Wenn man dort so steht und guckt, fühlt man sich wunderbar frei und irgendwie sehr klein. Ein Gefühl, dass ich wirklich schätzen gelernt habe, vor allem den Teil mit der Freiheit. Die Fotos vermögen leider nicht, das auszudrücken, was wir dort live gesehen haben, aber sie vermitteln doch einen kleinen Eindruck von der Weite und Schönheit Australiens.

Next stop- Erldunda! Dieses Örtchen liegt an der Kreuzung- hahaha- vom Stuart mit dem Lasseter Highway, welcher dann zum Uluru führt, den die meisten wohl unter seinem verwestlichten Namen Ayers Rock kennen. Nebst Roadhouse verfügt Erldunda über eine teure Tankstelle und einen großen Campingplatz, den wir natürlich sofort bezogen. Schnell die Zelte errichtet, etwas zu Essen gebrutzelt, Kamele beim Vorbeiziehen beobachtet, über liegen gelassene Dinge geärgert und ab ging es in den Schlafsack, mitten am Tag, denn es war spätestens halb zehn, als wir uns schlafen legten. Aber der heilige Berg sollte ja nun mit wachem Auge bestarrt werden…

Weitere 244 km trennten uns vom Uluru, die wir mit Leichtigkeit und vermehrtem Verkehr zurücklegten. (Vorher türmte sich aber noch ein anderer Gesteinsklops vor unserem Auge auf und wurde fotographisch festgehalten. Aber nein, das war noch nicht unser Ziel…hihi.) Ja ja, dieser Stein, 350 m höher als der Rest der Landschaft, ist wie ein Magnet, sowohl für Touristen als auch nervige Fliegen. Beide Grüppchen trafen wir wirklich zuhauf an, die kleinen Summenden während unserer Wanderung in der nachmittäglichen, klebrigen Hitze und die nicht weniger nervenden, vor und hinter der Kamera fröhlich Aufhopsenden während des obligatorischen Sonnenuntergangs. Der ist dort, mit der Sonne im Rücken, übrigens so angesagt, weil der Berg dann in den schönsten Rot- Orange- Tönen leuchtet. Und wir ließen uns nicht lumpen und kehrten am nächsten Morgen schon halb 7 wieder, mit Kaffee und Fliegen bewaffnet und dieses Mal mit der Sonne im Gesicht. So entstehen herrliche Bilder wie diese. Mut zum Kontrast sag ich da mal. Oder so.

viele viele kleine Fliiiiegen

Man beachte den hübschen Stern.

Ja, das war wirklich ein Highlight unserer Reise, aber auch die Kata Tjuta (man kennt sie auch als die Olgas) waren sehr hübsch anzusehen und nicht weniger heilig. Aber dennoch- diese sehr bekannte Sehenswürdigkeit Australiens, der Uluru, ist schon etwas ganz besonderes. So viele Farben, so viel Natur und dennoch immer der Gedanke dabei, selbst nur Gast zu sein, in die Privatsphäre der Aboriginal People einzudringen, wenn man sich den Schildern widersetzt und dennoch ein Foto von der ein oder anderen Facette des Steins macht, die heilig ist. Was ich niiie machen würde und wirklich nicht getan habe. Ernsthaft. Ganz ohne Mist.

Weil wir bis dahin ja noch nicht genügend roten Fels gesehen hatten, brachte uns unsere Reise noch in den King’s Canyon, bis zu 300m tief und aus Sandstein. Wir entschieden uns für den 6 km langen Walk und ich musste feststellen, dass die 10 km um den Uluru viel kürzer schienen, trotz der vorherrschenden Hitze, aber das Gelände war viel einfacher zu beschreiten. Also eine Runde Wandern, mal wieder. Trotzdem gab es natürlich wieder viel zu sehen, unter anderem lustige Vögel, die ganz komische Geräusche beim Fliegen gemacht haben. Zurück auf dem Zeltplatz gab es dann eine kleine Runde Plantschen im Pool und ein, zwei (drei) Bier in der Bar.

Ach, bevor ich es vergesse, an jenem Tag habe ich die so genannte Redback (Rotrückenspinne) auf dem Klo getroffen. Sie saß da an der Tür und guckte und ich guckte zurück und wir vereinbarten im Stillen, dem anderen nichts zu tun. Das tue ich zwar mit jeder Spinne, aber bei ihr war es aus einem Überlebenstrieb heraus, denn ein Biss kann unter dummen Umständen durchaus tödlich sein. Jedenfalls von einem Weibchen, aber da ich natürlich auf die Damentoilette gehe, und sie dort war, ist ja nun alles klar. Ha. Ha. Nein, es war offensichtlich ein giftiges, weibliches Exemplar, schwarz mit rotem Strich auf dem Rücken. Manchmal muss man einfach Glück haben und sich vor allem zu benehmen wissen.

Durch den plötzlich auftauchenden Regen mussten wir wieder auf den Lasseter Highway fahren, um zum Stuart Hwy zu gelangen und unser letztes, gemeinsames Ziel zu erreichen: Alice Springs. Und man mag es kaum für möglich halten, aber der Todd River führte tatsächlich Wasser, man sprach gar von Überschwemmung. Die Henley- on- Todd- Regatta kann dieses Jahr also vielleicht nicht stattfinden, schließlich tragen die Teilnehmer sonst ihre Boote durch das ausgetrocknete Flußbett, wer weiß, wie sie mit so viel Wasser zurechtkämen. (Man muss sich das mal bildlich vorstellen- Leute, die ihre bodenlosen Boote durch ein leeres Flußbett tragen und von 20,000 Leuten angefeuert werden…Schön, oder?) Aber bis September ist ja noch ein bisschen Zeit, vermutlich ist bis dahin alles wieder schön trocken und die Australier können dieses Fest wie immer feiern. Für Wasser scheint der Todd River jedenfalls nie geschaffen zu sein, weil die Straßen mitten durchführen und bei den noch geringen Mengen kleine Autos keine Chance hatten. Wir allerdings schon, har har. : )

In Alice Springs versuchten unsere lieben Mitreisenden ihre nahe Zukunft zu organisieren, denn dort sind sie jetzt noch. Dennoch ließen Schwesti und ich es uns nicht nehmen, einen Secondhandladen zu durchforsten, das hatten wir schon vor langer Zeit geplant und endlich durchgeführt. Ausserdem waren wir, zusammen mit Papi, im Museum des Royal Flying Doctor Services und im Zentrum des Städtchens, wo sich sehr viele Aborigines aufhalten und man natürlich in einigen Läden sein Geld loswerden kann. Am letzten Abend, den wir zusammen hatten, waren wir noch etwas essen und haben uns dann noch ein paar Bildchen angeguckt. Dann mussten wir schon wieder Abschied nehmen, bereits das zweite Mal von Schwesti, aber auch von ihren Jungens und dem schönen roten Zentrum. Ich hoffe, dass es (von allen hier aufgezählten) kein Abschied für immer gewesen sein wird, aber ich bin mal optimistisch. : )

Und das war auch schon Teil II meiner Reise, ganz bald gibt es dann die finale Woche, die uns an die Ostküste bringen wird. Es bleibt spannend, denn es lauern wieder zahlreiche Gefahren auf uns- schnarchende Koalabären, entwischte Schlangen und tosende Wasserfälle. Lasst Euch überraschen… : )

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